„Die Digitalisierung ändert die Spielregeln. Sie sorgt für enorme Umwälzungen in Wirtschaft und Gesellschaft, bei Arbeit, Konsum, Kooperation und Kommunikation.“[1] Die digitale Transformation verändert die Arbeitswelt. Nicht nur Technologien, Prozesse, Vertriebskanäle und Geschäftsmodelle verändern sich maßgeblich. Auch die Anforderungen an die Unternehmensführung wandeln sich stetig, um bestmöglich auf die wachsende Entwicklungs- und Veränderungsgeschwindigkeit des Marktes reagieren zu können.[2]
Die derzeitige COVID-19 Pandemie stellt eine ausgeprägte Form der VUKA-Umwelt (volatile, unsichere, komplexe, und ambivalente Umwelt) dar, beschleunigt den Wandel in der Arbeits- und Wirtschaftswelt zusätzlich enorm und bringt drastische Maßnahmen mit sich: Menschen arbeiten von Zuhause und die Wirtschaft wird auf unabsehbare Zeit heruntergefahren. Die Pandemie „katapultierte“ die meisten Unternehmen regelrecht „von einem auf den anderen Tag in das Auge des VUKA[DD]-Orkans“[3].
Zur erfolgreichen Bewältigung einer Krise ist eine bewusste Gestaltung, Führung und Steuerung eines Unternehmens erforderlich, damit diese möglichst schnell, ganzheitlich und nachhaltig überwunden werden kann.[4] Um gestärkt aus der Krise hervorzugehen reicht Führung, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, jedoch nicht mehr aus.[5] Die Krise bietet Unternehmen und Führungskräften die Chance, die digitale Transformation jetzt tief in der Führungskultur zu verankern und somit positive Leadership-Effekte zu erzielen.[6] Die Notwendigkeit einer ganzheitlichen, nachhaltigen Digital Leadership Strategie ist heute wichtiger denn je, um kurz- und langfristig in der digitalisierten und globalisierten Welt bestehen zu können.[7]
Unternehmen dürfen dem digitalen Wandel nicht nur passiv unterliegen, sondern müssen ihn aktiv mitgestalten.[8] Hierzu muss insbesondere ein nachhaltiges Change-Management erfolgen. Vor allem bei den verantwortlichen Führungskräften spielt ein ausgeprägter Wille zur Veränderung sowie das Verständnis von angepasstem Führungsverhalten, Digital Leadership, eine große Rolle.[9]
Doch was ist Digital Leadership eigentlich?
Übergreifend können vier Dimensionen identifiziert werden, die den Begriff prägen:
- Führung von Digital Natives [10]
- Führung mit digitalen Anwendungen (digitales Skillset & Mindset) [11]
- Digitale Marktführerschaft [12]
- Führen in Zeiten der digitalen Transformation [13]
Bei näherer Betrachtung der vier Dimensionen kann festgestellt werden, dass diese eng verbunden sind und miteinander einhergehen. Die ganzheitliche Betrachtung von Digital Leadership als Führung in Zeiten der digitalen Transformation umfasst unter anderem auch die Führung von Digital Natives und die Führung mit digitalen Anwendungen.[14] Unter der Führung von Digital Natives wird die Führung der Generationen, die mit digitalen Technologien groß geworden sind (Generation Y und Generation Z), verstanden.[15]
Bei der Führung mit digitalen Anwendungen spielt zum einen die Einstellung der Führungskraft gegenüber dem Einsatz von digitalen Technologien im Unternehmenskontext (digitales Mindset) eine Rolle. Hier gilt es das Konzept des lebenslangen Lernens zu verinnerlichen, offen für Veränderung zu sein, den Status Quo regelmäßig zu hinterfragen und sich stetig in Bezug auf neue Technologien weiterzubilden.[16]
Zum anderen muss ein Digital Leader auch über die Fähigkeit verfügen, digitale Technologien zu verstehen, damit umzugehen und diese effizient und effektiv einsetzen können sowie die damit verbundenen Chancen und Risiken zu erkennen (digitales Skillset).[17]
Aus einer erfolgreichen digitalen Führungsstrategie, welche das digitale Mindset und Skillset des Leaders miteinbezieht, resultiert dann im besten Falle die Marktführerschaft.[18]
Zusammenfassend wird unter dem Begriff „Digital Leader“ also eine Führungskraft verstanden, die in Zeiten der digitalen Transformation das Ziel verfolgt, durch die Führung von Digital Natives und mit digitalen Anwendungen einem Unternehmen zur Marktführerschaft zu verhelfen. Zusätzlich muss diese über ein entsprechendes digitales Mindset verfügen und die relevanten Fähigkeiten (digitales Skillset) beherrschen, um der Digitalisierung zu begegnen und diese erfolgreich umzusetzen (digitale Implementierung).[19]
Wie werde ich ein Digital Leader?
Das VOPA+ Modell soll Führungskräfte im Veränderungsprozess unterstützen und beschreibt neben den Charakteristiken vieler digitaler Technologien und diverser digitaler Geschäftsmodellinnovationen auch eine geeignete Unternehmenskultur des digitalen Zeitalters.[20]
Prinzipiell sollten Führungskräfte Vernetzung schaffen, offen für Neues sein, ihre Mitarbeiter an der Führung teilhaben lassen und ihren Kompetenzen und Motivationen Vertrauen entgegenbringen. Nur so kann ein agiles Umfeld erschaffen und Erfolg in der digitalen Welt von heute gewährleistet werden.[21]
Die Charakteristiken des VOPA+ Modells finden auch bei Führungskräften in der Praxis bereits Anklang. Eine empirische Studie von Hays und des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) (2016) zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der teilnehmenden Entscheider aus dem deutschsprachigen Raum Vernetzungs-, Offenheits-, Partizipations-, Vertrauens- und Agilitätsaspekte als besonders wichtig für gute Führung beurteilt. Allerdings werden die Führungscharakteristiken in allen Bereichen in der Praxis bisher noch nicht hinreichend umgesetzt.[22]
Bei der praktischen Umsetzung der Charakteristika nach dem VOPA+ Modell ist jedoch auch eine gewisse Vorsicht geboten. Nicht immer ist es zielführend bewährte Managementansätze und -methoden komplett zu ersetzen, denn nach wie vor bestehen Aufgaben und Bereiche, die am besten mit traditionellen Managementansätzen zu führen sind. Eine erfolgreiche Führungskraft des digitalen Zeitalters muss sowohl bewährte, auf Effizienz und Exzellenz fokussierte Führungsansätze („linke Hand“), als auch Ansätze mit stärkerem Fokus auf Geschwindigkeit und Innovation („rechte Hand“) beherrschen und nutzen.[23] In der Wissenschaft wird dieses Phänomen auch als „Ambidexterity“ (=Beidhändigkeit) bezeichnet.[24]
Digital Leadership bedeutet zwar die vermehrte Aufgabe von Kontrolle der Arbeit, allerdings nicht die, der Zielerreichung. Demnach geben Digital Leader übergeordnete Ziele und Aufgaben vor, statten ihre Mitarbeiter mit den benötigten Kompetenzen und Freiräumen aus und gewährleisten eine selbstgesteuerte Arbeit. Vielmehr moderieren sie die Teamprozesse und überprüfen lediglich die Erreichung der übergeordneten Ziele, anstatt die Arbeit detailgenau zu steuern sowie zu kontrollieren.[25]
Während in der Vergangenheit oft Managementansätze ausgerichtet auf Effizienz und Exzellenz erfolgreich waren, verlangt die VUCA Umwelt heutzutage immer häufiger nach dem Einsatz von Methoden auf Basis von Geschwindigkeit und Innovation. Generell sollten Führungskräfte heute in der Lage sein, in einer spezifischen Situation flexibel zu reagieren und „die richtige Hand“ auswählen zu können.[26]
Beim VOPA+ Modell geht also nicht darum, bewährte und etablierte Strukturen abzuschaffen, sondern vielmehr darum, eine spezifische Integration von Vernetzung und Hierarchie zu gewährleisten.[27] Die Ausrichtung an den Charakteristiken des VOPA+ Modells soll Führungskräfte dabei unterstützen, die immer wichtiger werdende „rechte Hand“ zu trainieren und zu stärken.[28]
Welche Tools können dabei unterstützen?
Kollaborative Whiteboard Tools wie das neXboard von Nexenio können die Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität in Teams signifikant erhöhen.
Mit dem Whiteboard für die Zusammenarbeit in der Cloud können Ideen, wie am analogen Whiteboard skizziert und in Echtzeit mit Kollegen, Teams, Partnern und Kunden überall auf der Welt geteilt werden. Durch die einfache Implementierung und intuitive Bedienung können Teams nach nur wenigen Minuten mit der Zusammenarbeit beginnen.
Nach Lara Kohl (2020): Digital Leadership: Veränderung des Führungsverhaltens von KMUs im Rahmen von COVID-19.
Literatur:
[1] BMWi (2016). Digitale Strategie 2025. Berlin. S. 8.
[2] Creusen, U., Gall, B. & Hackl, O. (2017). Digital Leadership: Führung in Zeiten des digitalen Wandels. Wiesbaden: Springer. S. 2.
[3] CMM360 (2020). Post-Corona-Leadership: Wie sich die Krise positiv auf das Führen von morgen auswirken kann. o.S.
[4] Töpfer, A. (2013). Die Managementperspektive im Krisenmanagement – Welche Rolle spielt das Management bei der Bewältigung von Krisensituationen?. In Handbuch Krisenmanagement. Wiesbaden: Springer. S. 238.
[5] Petry, T. (2019). Digital Leadership – Unternehmens- und Personalführung im digitalen Zeitalter. In Digital Leadership: Erfolgreiches Führen in Zeiten der Digital Economy. Freiburg u.a.: Haufe. S. 198.
[6] CMM360 (2020). Post-Corona-Leadership: Wie sich die Krise positiv auf das Führen von morgen auswirken kann. o.S.
[7] Krug, P., Weiß, M. & Lang, J. (2018). Digital Leadership: Führung im Zuge der digitalen Transformation. In Wirtschaftsinformatik & Management. 10(6). S. 49.
[8] Hensellek, S. (2019). Digital Leadership – Ein Rahmenwerk zur erfolgreichen Führung im digitalen Zeitalter. In Handbuch Digitale Wirtschaft. Wiesbaden: Springer. S. 6.
[9] Krug, P., Weiß, M. & Lang, J. (2018). Digital Leadership: Führung im Zuge der digitalen Transformation. In Wirtschaftsinformatik & Management. 10(6). S. 49.
[10] Euler, T. (2016). Digital Leadership — Einführung: Erfolgreich führen im Zeitalter der digitalen Transformation. o.S.
[11]Euler, T. (2016). Digital Leadership — Einführung: Erfolgreich führen im Zeitalter der digitalen Transformation. o.S.; Hensellek, S. (2019). Digital Leadership – Ein Rahmenwerk zur erfolgreichen Führung im digitalen Zeitalter. In Handbuch Digitale Wirtschaft. Wiesbaden: Springer. S. 10.
[12] Peters, T. (2015). Leadership: Traditionelle und moderne Konzepte mit vielen Beispielen. Wiesbaden: Springer. S. 2.
[13] Euler, T. (2016). Digital Leadership — Einführung: Erfolgreich führen im Zeitalter der digitalen Transformation. o.S.
[14] Wagner, D. J. (2018). Digital Leadership. Wiesbaden: Springer. S. 13.
[15] Klaffke, M. (2014). Millennials und Generation Z–Charakteristika der nachrückenden Arbeitnehmer-Generationen. In Generationen-Management. Wiesbaden: Springer. S. 12.
[16] Hensellek, S. (2019). Digital Leadership – Ein Rahmenwerk zur erfolgreichen Führung im digitalen Zeitalter. In Handbuch Digitale Wirtschaft. Wiesbaden: Springer. S. 10.
[17] Hensellek, S. (2019). Digital Leadership – Ein Rahmenwerk zur erfolgreichen Führung im digitalen Zeitalter. In Handbuch Digitale Wirtschaft. Wiesbaden: Springer. S. 11.
[18] Wagner, D. J. (2018). Digital Leadership. Wiesbaden: Springer. S. 13; Hensellek, S. (2019). Digital Leadership – Ein Rahmenwerk zur erfolgreichen Führung im digitalen Zeitalter. In Handbuch Digitale Wirtschaft. Wiesbaden: Springer. S. 11.
[19] Hensellek, S. (2019). Digital Leadership – Ein Rahmenwerk zur erfolgreichen Führung im digitalen Zeitalter. In Handbuch Digitale Wirtschaft. Wiesbaden: Springer. S. 12.
[20] Buhse, W. (2014). Management by Internet – Neue Führungsmodelle für Unternehmen in Zeiten der digitalen Transformation. Kulmbach: Plassen. S. 24.
[21] Hlupic, V. (2014). The Management Shift: How to harness the power of people and transform your organization for sustainable success. London: Palgrave Macmillan. S. 80; Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (2014). Alpha Intelligence: Was Führungskräfte von morgen brauchen. Frankfurt. S. 12f.
[22] Hays & IBE (2016). HR-Report 2015/2016: Schwerpunkt Unternehmenskultur. S. 14ff.
[23] Petry, T. (2019). Digital Leadership – Unternehmens- und Personalführung im digitalen Zeitalter. In Digital Leadership: Erfolgreiches Führen in Zeiten der Digital Economy. Freiburg u.a.: Haufe. S. 55.
[24] Gibson, C. B. & Birkinshaw, J. (2004). The antecedents, consequences, and mediating role of organizational ambidexterity. In Academy of Management Journal. 2. S. 209.
[25] Petry, T. (2019). Digital Leadership – Unternehmens- und Personalführung im digitalen Zeitalter. In Digital Leadership: Erfolgreiches Führen in Zeiten der Digital Economy. Freiburg u.a.: Haufe. S. 57.
[26] Petry, T. (2019). Digital Leadership – Unternehmens- und Personalführung im digitalen Zeitalter. In Digital Leadership: Erfolgreiches Führen in Zeiten der Digital Economy. Freiburg u.a.: Haufe. S. 60.
[27] Werner, A. & Arlt-Palmer, C. (2019). Leadership: Bewährte und aktuelle Aspekte der Führung. Stuttgart: Kohlhammer. S. 282.
[28] Petry, T. (2019). Digital Leadership – Unternehmens- und Personalführung im digitalen Zeitalter. In Digital Leadership: Erfolgreiches Führen in Zeiten der Digital Economy. Freiburg u.a.: Haufe. S. 60.